Da ich meinen ersten Sprung am späten Samstagnachmittag absolvierte war ich gezwungen eine Nacht zu schlafen bevor der zweite Sprung anstand. Für 4 meiner Mitschüler war der erste Sprung für den Sonntagmorgen geplant und ich brauchte erst gegen 11:00 Uhr vor Ort zu sein. Ein toller Tag begann direkt mit einer kleinen Überraschung. Auf der Fahrt zum Flugplatz Nierhorst sehe ich kurz vor dem letzten Dorf jemanden auf der linken Seite die Landstrasse entlang laufen. Nach genauem hinsehen bemerke ich das die Person einen Fallschirm vor Sich in den Armen hält. Ich halte an und frage ob ich Ihn mitnehmen solle, und als sich der Springer umdreht sehe ich es ist UWE, ein Sprunglehrer. Sichtlich erleichtert nickt Uwe, waren es doch noch gute 2 Kilometer bis zum Platz, und die bequemste Art sich fortzubewegen ist es nicht mit einem Fallschirm im Arm zu laufen. Während der Fahrt schildert Uwe was passiert war. Da zwei Schüler mit im Flugzeug waren hat sich der Ausstieg verzögert und man war sehr weit weg vom Flugplatz, eigentlich wäre er noch übers Dorf rüber gekommen um aber kein Unnötiges Risiko einzugehen hatte er entschieden lieber vor dem Dorf zu landen. Schlimmer hatte es Heike meine Mitschülerin erwischt, Sie war aufgrund der fehlenden Erfahrung noch weiter vom Flugplatz entfernt gelandet, genaues wusste man jedoch noch nicht. Nach einer Weile kam dann die Entwarnung, Heike war sicher und sauber bei Dixdorf gelandet und war mit Hilfe eines freundlichen Passanten bereits auf dem Weg zum Flugplatz. Als Sie ankam strahlte Heike wie wir alle nach unserem ersten Sprung, nur war Sie verunsichert ob es Ihre Schuld war das Sie so weit weg gelandet war. Die Zweifel konnten schnell ausgeräumt werden und auch Heike hat sich entschlossen die AFF-Ausbildung weiter zu machen.
Nach dem ersten Kaffee, der Begrüßung meiner Sprunglehrer Patrick und Steve besorgte ich mir erstmal eine Kombi und bemerke wie die Vorfreude so langsam größer wird. Dann gab es die Einweisung zum zweiten Sprung, der gesamte Ablauf wurde noch mal durchgesprochen und geübt. Neu war das nun nur noch zwei Scheingriffe gemacht werden sollten und anstelle des dritten Scheingriffs eine Rechtsdrehung um 90° und eine Linksdrehung um 90° ausgeführt werden soll. Auf dem Bock wurde dann die Drehung mehrfach geübt; Höhenmesser kontrollieren, nach rechts schauen und die rechte Schulter leicht nach unten drücken. Um die Drehung wieder zu Stoppen die Schulter wieder heben und den Höhenmesser kontrollieren. Zeigt die Uhr mehr als 2400 Höhenmeter Kopf nach links und die linke Schulter langsam leicht nach unten drücken und nach dem Stoppen der Drehung den Höhenmesser kontrollieren. Soweit war die Theorie klar, was die Praxis bringen wird und wie es wirklich funktioniert werde ich in knapp einer Stunde erfahren.
Die Pilatus Porter landet und wird aufgetankt, wir haben daher die Möglichkeit in aller Ruhe in die Maschine zu steigen. Mit uns fliegt mein Mitschüler Karl incl. Dirk und Uwe als Lehrer, zwei Solospringer und ein Tandemgast mit Tandemmaster. Ich sitze vor Steve direkt an der Tür und habe eine super Sicht durch die große Scheibe, beim Steigflug bemerke ich das in der Gegend sehr viele Gewächshäuser stehen und die meisten Ortschaften sehr klein sind. Bei 1700 Metern vergleiche ich mit Patrik den Höhenmesser und wir gehen noch mal das Programm durch: Checkin, Checkout, Prob, Rauf Runter Raus, stabilisieren, Beobachtungskreis durchführen ( Höhe ablesen, OK beim linken Lehre abholen, Ok beim rechten Lehrer abholen), zwei Scheingriffe ausführen und Höhe kontrollieren, Drehung nach rechts -Höhenkontrolle, Drehung nach Links (sofern noch oberhalb von 2400 Metern) -Höhenkontrolle, bei 2000 Metern mit den Kopf schütteln und den Höhenmesser bis 1700 Metern beobachten. Abwinken und Auslösen. Bei 4000 Metern wird die Türe geöffnet und die Maschine verlangsamt den Flug, die zwei Solospringer sind fix aus der Maschine, Karl mit seinen Sprunglehrern krabbeln in die Türe und springen. Patrick klettert in die Türe und ich krieche auf allen vieren nach vorne zur Tür, Patrick ist zu meiner Linken auch in Stellung. Ich bekomme das Kommando in die Türe.
Wie bereits beim ersten Sprung halte ich mich am Türholm mit der linken hand, gestützt von der rechten fest; stelle den rechten Fuß auf das Trittbrett und lasse den linken Fuß folgen. Es kommt mir windiger vor als beim ersten Sprung, aber vermutlich erlebe ich alles nur intensiver. Checkin - OK, Checkout - OK, Prob, Rauf Runter Raus und ich falle mit Steve und Patrick zu Boden. Stabile X-Lage ist eingenommen und ich kontrolliere die Höhe, gute 3800 Meter und ich will mir das OK bei Steve zu meiner linken holen. Wie beim ersten Sprung bekomme ich das Zeichen die Beine etwas länger zu machen, gemacht und noch immer kein OK, das Hohlkreuz noch ein bissel stärker, Steve gibt mir das OK. Kontrolle bei Patrick zur rechten, er zeigt mir das ich die Beine ein wenig weiter zusammen halten soll, ich korrigiere und bekomme ein OK. Höhenmesserkontrolle und ich beginne mit den zwei Scheingriffen um dann wieder den Höhenmesser zu kontrollieren. Nun drehe ich den Kopf nach rechts und kann Patrick neben mir sehen, durch langsames nach unten drücken der rechten Schulter leite ich die Drehung ein. Ich bin begeistert das sich der Horizont anfängt sich zu bewegen. Nicht ganz einfach zu erkennen wann 90° erreicht sind, daher stoppe ich die Drehung nach Gefühl und kontrolliere die Höhe. Noch gute 3000 Meter und ich schaue nach links wo Steve zu meiner linken zu sehen ist, ich drücke die Schulter leicht nach unten und der Horizont bewegt sich. Mir fällt auf das die Drehung etwas schneller ist wie zuvor, aber es ist nicht ungemütlich einfach nur eine Idee schneller. Drehung ist nach ca. 90° gestoppt und ich kontrolliere die Höhe, ein kurzer Augenblick bleibt mir noch und dann schüttele ich bei 2000 Metern den Kopf. Den Höhenmesser verlassen meine Augen bis 1700 Meter nicht mehr, Abwinken, Auslösen, stabile X-Lage und es ruckelt. Ich zähle innerlich 1001 1002 1003 und schau nach oben, meine Augen sehen eine geöffneten Schirm an dem die rechte Ecke ein ganz klein wenig eingeklappt ist was mich nicht weiter beunruhigt. Ich löse die Lenkleinen und kontrolliere den Luftraum, weit und breit niemand zu sehen, meine Blicke streifen über den Boden und suchen die Ladewiese. Ein weiterer Blick zum Schirm zeigt mir das nun auch die Ecke voll geöffnet ist und ich mach eine Kurve.
Plötzlich höre ich eine Stimme die mich auffordert eine Rechtskurve zu fliegen, Ahhhh der Funk klappt, ich befolge die Aufforderung und machen eine rechts Kurve und vernehme eine OK im rechten Ohr. Es folgen noch Kommandos wie fliege eine Linkskurve, fliege gegen den Wind etc.; ich empfinde den Funk als sehr praktisch da ich mich nun nicht darüber grübeln muss wann ich mich in Richtung Landewiese auf den Weg machen muss, ich habe volles Vertrauen auf Wolfgang am Funk. Ich genieße die Aussicht und studiere erstmal in aller Ruhe die Landschaft. Dann fällt mir auf das ich nicht nur meine Anweisungen höre sondern auch die für meinen Schülerkollegen, ich suche den Schirm von Boris am Himmel und beobachte Ihn. Dann kommt die Aufforderung das ich mich in Richtung Landewiese orientieren soll, ich mache mich auf den Weg und folge mit großen Abstand dem Fallschirm von Boris. Im Landeanflug auf die Wiese kann ich schön beobachten wie Boris sicher am Boden landet, mein ausgesuchter Landeplatz liegt knapp 10 Meter neben Boris und ich bin gespannt ob ich Zielgenau da lande wo ich mein Blicke fixiert habe. Nur noch wenige Meter über dem Boden konzentriere ich mich auf das Landen als ich Plötzlich die Stimme in meinem Ohr sagen Höre KOPF. Ohne zu überlegen ziehe ich die Lenkleinen zum Kopf, dann kommen die Kommandos Schulter und Hüfte. Gedanklich war ich noch nicht so weit und bin verwirrt, befolge aber die Kommandos und lande halbwegs sicher, vom Gefühl her aber ein bissel zu schnell sodass ich zwar auf den Füßen lande dann aber nach vorne kippe und mich mir den Armen am Boden abstütze. Sonn Mist, habe ich mich vom Funk irritieren lassen und fühlte mich unsicher während der Landung. Nichts desto Trotz war es ein gute Landung und auch Eltern und Freunde die zuschauten sagten das sah gut aus, nur das Gefühl war nicht so toll. für mich stand fest, so schön und hilfreich wie der Funk beim Anflug auf die Wiese ist, so störend empfinde ich Ihn bei der Landung, hatte ich doch bei der ersten Landung ohne Funk ein sicheres Gefühl.
Am Boden packe ich den Schirm zusammen und gehe die wenigen Meter rüber zu Boris, wir strahlen uns an und sind beide noch hin und weg. Keine Fehler, keine Komplikationen es war einfach nur SUPER.
Bei der Besprechung des Sprungs zusammen mit Patrick erfahre ich das es ein guter Sprung war und ich eine gute Körperhaltung habe, Steve hatte zwischenzeitlich sogar losgelassen und Patrick hatte die Arme nur noch locker an meinem Geschirr so dass ich vom Prinzip her schon ohne Führung in der Luft war. Ich bin zufrieden und kann es kaum noch erwarten mich für den dritten Sprung fertig zu machen, nur es wird noch etwas dauern denn es sind noch etliche andere Springer vor Ort. Patrick und ich machen uns auf den Weg zum Manifest um zu klären ob und wann ein zweiter Sprung möglich ist, Lift 15 war noch frei und Patrick steckt direkt unsere Karten ein. Ich freu mich das ich noch am gleichen Tag meinen dritten Sprung erleben darf.
Nun esse ich erstmal eine Currywurst und gehe mit Theresa, Eva und Mum zur Ladewiese der Tandem-Springer. Wir schauen uns die rasanten Landungen der Videographen an und bewundern wie sauber die Tandems landen.
Leider bin ich zur Zeit arg mit Arbeit eingedeckt und die Berichte von meinen Level 2 und Level 3 Sprüngen müssen noch ein wenig warten. Aber die Fotos und Videos vom ersten Wochenende beim Fallschirmspringen in Grefrath habe ich heute in unser Fotoalbum eingespielt. Fotoalbum Fallschirmspringen
Ich denke es werden noch viele schöne Fotos und Videos folgen.
Es war soweit, die Pilatus Porter stand zum tanken auf dem Flugplatz und wir konnten vor dem eigentlichen Einstieg sogar noch mal den Ausstieg aus dem Flugzeug trocken am Gerät üben. Es war schon beeindruckend und das hintere Fahrwerk war schon ziemlich nahe an der Tür, ob das wohl passen mag dachte ich mir. Aber müsste eigentlich waren doch heute schon dutzende Sprünge gemacht worden und keine hatte was Beulen oder blauen Flecken erzählt. Dann alle Einsteigen und der enge Innenraum füllt sich mit 9 Solospringern, 10 gehen rein zumindest sollte es so sein nur es war auch zu neunt schon eng, aber es ging. Dann wurde die Turbine angeworfen und die Türe geschlossen. Start und Aufstieg verliefen butterweich und ab 300 Meter Höhe durften wir die Helme noch mal abnehmen. Steve mein Sprunglehrer zu linken fragte mich noch mal nach ein wenig Smalltalk das Programm ab. Darauf war ich gar nicht vorbereitet ich schaute eher verträumt aus dem Fenster. Programm: ( Checkin, Checkout, Prob, rauf runter raus, Höhenmesser ablesen und dem Lehrer zur Linken ( Steve ) die Höhe zubrüllen und auf Ok warten, dann zum rechten Sprunglehrer ( Patrick ) schauen und OK abholen, Höhenmesser, drei Scheinauslösungen absolvieren, Höhenmesser Kontrolle, genießen und sich über die Aussicht freuen dabei den Höhenmesser nicht vergessen, bei 2000 Meter mit dem Kopf wackeln und den Höhenmesser ab hier nicht aus den Augen lassen, bei 1700 Metern abwinken und den Fallschirm auslösen, 1001 1002 1003 Kappencheck, Luftraumkontrolle, orientieren und schauen wie sich so ein Fallschirm fahren lässt.
Das war die Theorie und die Praxis ???
Bei 4000 Meter wird die Tür geöffnet und da ich hinter der Tür Flugzeug saß bekannt ich eine frische und offen gesagt auch kalte Priese ab. War ich doch zu dünn mit T-Shirt und Sprunganzug angezogen ? Die drei Solospringer verließen das Flugzeug und ich stellt mit freudigen Augen fest, das hintere Leitwerk ist absolut keine Gefahr, sobald man vom Flugzeug weg ist geht es steil nach unten. Dann war Karl mein Schülerkollege an der Reihe, von den Kommandos konnte ich nichts hören, lag aber an den Windgeräuschen und der Ausstieg sah aus wie geübt. Dann das Kommando von Steven nach vorne zu krabbeln, auf allen vieren krabbel ich in Richtung Tür und schaue Steven an der mich von der ersten Krabbelbewegung an fest am Beingurt gepackt hat. Hätte ich es nicht gesehen hätte ich den Griff gar nicht bemerkt, an der Tür angekommen
(... gleich geht's weiter muss nun los ... bin zurück)
warte ich auf das Kommando in die Tür von Steve, Kommando erfolgt ich greife mit der linken Hand innen an den Türholm und unterstütze mit der rechten Hand. Dann stelle ich den rechten Fuß auf das Trittbrett außen an der Pilatus, es folgt der linke Fuß ( vor den rechten ) und es war ein sehr merkwürdiges Gefühl, der Wind drückt den Körper leicht ins Flugzeug zurück. Ich schau Steve innen an und SCHREIE Chekin und vernehme ein OK, ich schau zu Patrick und SCHREIE Checkout auch hier kommt OK. Kopf in Richtung Propeller und wieder SCHREIE ich PROP.... Dann SCHREIE ich Rauf runter und springe seitlich ohne weiteres nachdenken aus der Türe, wie gelernt fast automatisch nehme ich die stabile X-Lage ein, Hohlkreuz, Becken durchgedrückt, Arme gute 90° angewinkelt über den Kopf. Erstaunlich schnell merke ich es ist ein tolles Gefühl und schon suche ich den Höhenmesser an meinem Handgelenk. Jepp ich musste wirklich erstmal ein wenig genauer hingucken bis ich ihn an meinem Handgelenk sehe, aber ablesen konnte ich Ihn gut. 3800 Meter lese ich und schaue unter meinem linken Arm durch zu Steve und Brülle 3800, Steve grinst und zeigt mir mit den Fingern ein Viktory-Zeichen ohhh richtig ich sollte ja die Beine leiht angewinkelt nach hinten halten. Meine Unterschenkel dagegen schweben ohne Spannung ( vermutlich im 90° Winkel ) nach oben, also währen ich Steve weiter anschaue drücke ich die Beine weiter durch, dann zeigt Steve mit seine Handfläche von oben und ich vergrößere noch ein wenig das Hohlkreuz. Man war das angenehm, währen der Übungen auf dem Bock war es super anstrengen das Hohlkreuz ordentlich zu machen und länger zu halten, jetzt in der Luft ist es eine sehr angenehme Haltung da der Wind am Körper vorbei streicht und eine super Unterstützung ist. Steve zeigt mit ein OK und ich schau unter den rechten Arm durch zu Patrick, er gibt mir auch ein OK und ich richte den Kopf nach vorne in leicht in den Nacken, lese noch mal den Höhenmesser ab. Dann beginne ich meine drei Scheingriffe, langsam bewege ich die linke Hand zum Kopf, zeitgleich geht die rechte Hand zu meinem Po, rutsche leicht hoch und greife an den Lederball der am Öffnungsschirm befestigt ist. Dann gehen beide Arme langsam zurück in die stabile X-Lage. Das ganze Wiederhole ich noch zweimal und schau dann auf den Höhenmesser. Ich schaue nach vorne und auch nach unten und nehme so halbwegs die Umgebung war, dann schau ich wieder auf den Höhenmesser und lese ab das wir schon bei 2100 Metern sind. Meine Augen verharren auf dem Höhenmesser um die 2000 nicht zu verpassen, 2000 Meter lese ich und schüttele den Kopf, meine Augen sind auf den Höhenmesser eingefroren 1900 1800 1700 und ich Winke einmal mit den Armen, aus der X-Lage greifen ich mit der rechten Hand zu meinem Po und die linke Hand geht schon wie automatisch zum Kopf. Ich greife den Lederball und ziehe den Öffnungsschirm aus der Tasche unter dem Fallschirm und meine Arme nehmen wieder die stabile X-Lage ein. Upps schießt es durch meinen Kopf, ich soll doch den Öffnungsschirm hinten mit gestrecktem Arm loslassen bzw. wegwerfen, ich lasse den Lederball los und verstärke nochmal das Hohlkreuz. Es ruppelt ein wenig, ich höre merkwürdige Geräusche und dann ruckelt es noch mal etwas fester am Körper. Ich merke das ich mit den Füßen nach unten hänge und verspüre an den Beingurten einen leichten Druck. Ich schaue nach oben, höre ein recht lautes Flattergeräusch und sehe einen großes blau gelbes Gebilde über mit. Auf den zweiten Blick stelle ich erst fest das die Leinen über mir verdreht sind, es sah nach mehreren Verdrehungen aus aber wie viele? Keine Ahnung. Wie gelernt greife ich zu meinem Verwundern sehr ruhig an die Haltegurte über den Kopf und will diese locken auseinander drücken. Locker von wegen die Gurte bewegen sich keinen Millimeter. Ich drücke die Gurte mit aller Kraft auseinander und fixiere die Augen auf die Leinen, nach einer guten Sekunde stelle ich fest wie im Zeitlupentempo beginne ich mich zu drehen. Ohhhhh es funktioniert. Ob es nun 1 mal, zweimal oder gar dreimal rum geht kann ich nicht mehr sagen, nur es ruckelt auf einmal noch mal und ich schaue hoch und weiß nun, so sieht ein gut und perfekt geöffneter Fallschirm aus. Ich schaue durch die Gegend und sehe zunächst niemanden, dann greife ich an die Lenkleinen und löse diese aus den Klettverschlüssen. Ich schaue in Richtung Sonne, da müsste eigentlich irgendwo die Landewiese zu erkennen sein, ich sehe weit schräg unter mir Fallschirme, ich denke da muss wohl auch irgendwo die Wiese sein. Nach ein paar Sekunden sehe ich den Verteilerkreis und daneben die richtige Wiese. Dann beginnen meine ersten Lenkversuche, mir kommt es sehr sehr langsam vor, es dreht sich zwar mein Schirm, aber so langsam habe ich mir das alles nicht vorgestellt. Die Wiese war noch weit weg, mein Höhenmesser zeigt gut 1000 Meter an und ich versuche mich von der Sonne weg zu drehen, klappt auch zwar langsam aber es geht, ich merke beim Blick über die Fußspitzen das ich mich minimal bewege und leite eine weitere Drehung zurück in die Sonne ein. Am rechten Ohr höre ich was piepsen und konzentriere mich darauf, aber außer PIEP PIEP PIEP iss nichts zu verstehen. Mit ein paar kurven links und recht ( links rum ging meiner Meinung nach besser ) fliege ich bereits in Richtung Verteilerkreis und bin bei gut 500 Metern da wo ich hin wollte über dem Anfang der Wiese. Es Piepst immer noch im rechten Ohr, hin und wieder auch ein Rauschen aber eine Stimme kann ich nicht vernehmen, noch zwei drei Kurven und ich komme so langsam bei 200 Metern an. Ich halte mich bereits am Anfang der Wiese auf und fahre mit dem Schirm seitlich etwas über die Wiese hinaus, ich nehme bewusst war das auch die Wiese hinter der kleinen Baumreihe einen recht großen Eindruck macht, nach einer Linksdrehung orientiere ich mich wieder in Richtung Landewiese und werde etwas unsicher, wie lange wir es nun noch dauern bis es zu Landung kommt. Ich überquere die Baumreihe und merke das ich ziemlich in der Mitte von der Wiese bin. Ich überlege noch mal eine Kurve gegen den Wind zu machen, schön wäre nun ein Kommando per Funk aber es ist nur Piepsen zu hören zwar viel Piepsen aber keine Stimme. Ich erinnere mich wir haben gelernt in niedriger Höhe werden keine starken Lenkbewegungen gemacht. Aber was ist nun eine starke Lenkbewegung ? ich schaue auf die Wiese, sehr Hoch war ich nicht mehr. Es schießt mir in den Kopf, Blick 45° nach unten und man sieht in etwa den Punk wo man Landet, ich sehe die einen Punkt 10-20 Metern vor dem Ende der Wiese. Ich entscheide für mich, keine Kurve mehr sondern ich fixiere meinen Landepunkt. Es geht mit durch den Kopf hoffentlich stimmt das mit den 45° denn ich erkenne am Ende der Wiese einen Zaun, hinter dem Zaun ein etwas breiteren Bach. Es langsam vorwärts und tiefer .... aber ich stelle fest es geht wirklich relativ genau auf den ausgesuchten Punkt zu. Mein Blick geht wieder um Zaun.. mhmm das müsste passen, Augen sind schon wieder am Landepunkt und gehen von da nicht mehr Weg. Der Boden kommt näher und näher aber langsam. Die letzten Meter und je näher der Boden kommt um so mehr ziehe ich die Lenkseile nach unten. Meine angewinkelten Beine berühren Gras und ich ziehe die Leinen durch, mit etwas Verzögerung fühle ich einen Widerstand an den Füßen und ich stehe auf und stelle mit Erstaunen fest, ich bin stehen gelandet, dann mach ich noch einen Schritt vor und sehe wie der Schirm vor mir in das Kniehohe Gras fällt.
Ich glaube an der Stelle ging mein Grinsen bis zu den Ohren und ich fühle mich wie ein König. Ich blicke noch mal zum Zaun und es waren noch 15 Meter Platz, alles war wie man es uns erzählt hat. Ich kram meinen Schirm zusammen und drehe mich in Richtung dem VW-Bus der uns zurück zum Platz fährt. Da wird mir ganz anders das war weit, verdammt weit über die Wiese zu laufen. Nach den ersten Schritten merke ich das wird verdammt anstrengend ein so weites Stück durch das hohe Gras zu laufen. Aber ich fühle mich so GUT, das bin mir sicher auch das werde ich noch schaffen. Während des Laufens höre ich dann rufe und schaue zur Straße, der Bus oh denke ich das ist fein und ändere sofort meine Richtung zur Strasse hin. Glück gehabt ich brauch nur einmal quer über die Wiese und kann ins Auto einsteigen. Es schauen mich durchweg grinsende Menschen an, nicht nur mein Schülerkollege auch die Lehrer grinsen und freuen sich. Alle sind mit guten Landungen und gutem Flug wohlbehalten unten angekommen. Und es war unser erster Sprung aus 4000 Metern absolviert. Es war ein gigantisches Erlebnis und für mich steht fest das es nicht der letzte Sprung war.
Auf dem Platz angekommen vergesse ich sogar das ich Raucher bin, erstmal zu Steve und Patrick ich schaue die beiden an, beide grinsen; und frage ich ? Super höre ich und wie war es für Dich fragt Steve? Ich grinse bis über beide Ohren und Frage zurück muss ich darauf Antworten ? So was Geiles schießt es aus mir raus, das war genial und es gibt nichts zu überlegen morgen bin ich wieder dabei. Schön höre ich, und ein "war auch ein guter Flug".
Beim Nachbriefing gehe ich mit Steve noch mal den kompletten Flug ab dem Kommando in die Türe durch. Ich konnte fast den kompletten Flug wiedergeben auch den Fehler beim Auslösen habe ich bewusst selbst erkannt was Steve als sehr positiv bewertete. Was ich nicht 100%ig wiedergeben konnte ist die Phase nach den drei Scheingriffen bis zum ablesen von 2100 Metern, ich wusste noch das ich mehrfach auf den Höhenmesser geschaut habe aber das ich Blickkontakt mit Steve hatte und die Höhe direkt nach den 3 Scheingriffen konnte ich nicht wiedergeben. Steve sagte nur das seid absolut normal und das meist noch viel mehr fehlen würde beim ersten Sprung. Als er dann sagte das wir noch mal Blickkontakt hatte und ich Ihn wohl angegrinst habe kam es mir vor als sei es so gewesen, aber ich hätte es nicht wiedergeben können. Aber viel Glücklicher kann man eigentlich nicht sein, es hat super Spaß gemacht ich bin sauber gelandet und dann noch von den Sprunglehrern gelobt werden, PERFEKT.
Der erste Sprung war schon genial, die Level 2 und 3 Sprünge habe ich beide noch gestern am Sonntag gemacht und ich muss sagen, der Spaß nimmt zu. Aber dazu kommen auch noch meine Erfahrungsberichte im laufe dieser Woche, der Alltag hat mich eingeholt und ich muss arbeiten.
Gestern am 21.04.2007 war es soweit, wir Schüler die am 14.04.07 die theoretische Ausbildung begonnen haben, sollten zum ersten Sprung antreten. Treffen um 9:00 Uhr, nochmal die Theorie ein wenig vertiefen, dann ein paar Trockenübungen und anschließend mit den uns zugeteilten Sprunglehrern ab in die Luft. So war der Plan der ausgegeben wurde und auch eingehalten worden ist. Am Morgen war auf dem Flugplatz ein wenig Unruhe zu bemerken, es waren schon um 9:00 Uhr sehr viele Springer vor Ort, das war wohl auf den ersten Tag der Saison zurück zu führen. Viele brauchten nochmal einen Überprüfungssprung mit Sprunglehrer da noch keine Lizenz erworben wurde, und auch einige Tandem Master mußten einen Sprung mit Sprunglehrer machen da Sie den Winter über nicht gesprungen waren. Vielleicht eine strenge Vorschrift das selbst Leute mit tausenden Sprüngen sich nochmal überprüfen lassen müssen, aber sicherlich nicht zum Nachteil in Bezug auf Sicherheit. Dann eine schlechte Nachricht, zwei Sprunglehrer sind krankheitsbedingt ausgefallen. Aber einen Tag danach kann man sagen, die verbleibenden Sprunglehrer haben den Tag suverän gemeistert und alle sind in die Luft gekommen, vielleicht mit ein bischen Verspätung aber bei sonnigem Wetter, wenn auch nicht gerade immer sehr warm, war der Tag am Flugplatz für uns Schüler nicht langeweilig sondern entspannend und angenehm.
Nachdem wir Schüler den Fragebogen nochmal in aller Ruhe durchgegangen sind stellten sich noch Fragen ein die besprochen wurden. Gar nicht schlecht wenn man zwischen der Theorie und dem Sprung nochmal ein Woche hat, man brennt zwar auf den ersten Sprung aber in der Woche konnte man alles nochmal verarbeiten und über die eine oder andere Sache nachhacken. Dann wurde die Landewiese nochmal begutachtet, diesmal jedoch mit Springern im Landeanflug. Sah schon klasse aus, würden wir es auch so hinbekommen ? Die ersten Landungen von Sprunglehren und Kameraleuten sahen schon verdammt schnell und rasant aus, aber nach den ersten Landungen von Schülern haben wir gesehen das ganze kann man auch in Ruhe und langsam erledigen. Dann gings zurück auf den Flugplatz und wir haben uns passende Anzüge ausgesucht. Firsch eingekleidet begannen wir mit Trockenübungen an einem Bock auf dem wir die Freifallhaltung übten und unser Programm durchgingen. Anschließend ging es zur Flugzeugatrappe und der Ausstieg wurde im Detail besprochen. Die Atrappe wirkte recht klein, wie sich später zeigte war die Realität noch viel kleiner .... man ist sonn Flugzeug, in unserem Fall eine Pilatus Porter PC-6 in der 10 Springer Platz finden eng. Dabei zählt die Maschine schon zu den größeren, kaum vorstellbar das es noch enger geht. Aber der Flug, die Aussicht und das angenehme freundschaftliche Verhältnis der Springer untereinander macht den Aufstieg auf 4000 Meter zu einem angenehmen Erlebnis.
Durch die ausgefallenen Sprunglehrer verschob sich der anvisierte Zeitplan für uns Schüler um 2-3 Stunden nach hinten, belohnt für unsere Gedult wurden wir alle mit einem erfolgreichen Level 1 Sprung den wohl keiner von uns so schnell vergisst... es war einfach nur perfekt und um den Rahmen hier nicht zu sprengen werde ich dem eigentlichen Sprungbericht einen eigenen Eintrag gönnen.
Soviel vorweg, das war so GENIAL, das ich mich gleich auf den Weg machen muss nach Gefrath damit ich heute meinen zweiten Sprung erleben darf !
Eines der ersten Themen in der Ausbildung zum Fallschirmspringen kann unter dem Begriff Disziplin zusammen gefasst werden.
Im Volksmund so musste ich erfahren hält man den Fallschirmsport für gefährlich und man ist schon fast froh wenn man nicht als Selbstmörder angesprochen wird, warum ? Ist mir ein Rätsel. Nachdem ich mich nun ein wenig mit der Materie auseinander gesetzt habe bin ich wie auch viele andere davon überzeugt, Fallschrimspringen ist nicht gefährlicher wie jede andere Sportart, im Gegenteil es gibt bestimmt etliche Sportarten bei der das Verletzungsrisiko ( man denke ans Motorradfahren ) um einiges größer ist. Jedoch sollte man bedenken das ohne grundsätzliches Wissen allein das Bewegen auf einem Flugplatz Riskant ist. Auch einer der ersten und eindringlichsten Hinweise in der Ausbildung lautete : Ihr habt als Schüler nichts, absolut rein gar nichts, alleine ohne euren Ausbilder auf dem Flug zu suchen !. Das ganze hört sich erstmal überzogen an, aber wenn man anfängt nachzudenken macht es schon sinn, denn die Gefahren auf einem Flugplatz sind schon erheblich, ein Kontakt mit einem Propeller haben die wenigsten bisher überlebt. Daher auch direkt eine weitere wichtige Regel, nähere dich immer nur von hinten oder von der Seite an ein Flugzeug an. Sicher kann man unter normalen Umständen gut erkennen ob ein Propeller dreht und der Motro läuft, aber was ist in einer Stress Situation ? Ist man dann auch noch in der Lage die Gefahr zu erkennen, vermutlich nicht. Ist man es jedoch schon immer gewohnt von hinten oder seitlich an ein Flugzeug heran zu treten, wird man sicherlich auch in einer außergewöhnlichen Situation den sicheren Weg wählen.
Und da ist die Disziplin gefragt, immer die Grundregeln im Kopf haben nur so lernt man vom ersten Tag an den sicheren Weg und vermeidet unnötige Risiken.
Gut das Disziplin und Geduld zwei unterscheidliche Paar Schuhe sind, denn meine Geduld ist bald vorbei. Ich zähle schon fast die Stunden bis ich den ersten Sprung machen kann.